Was ist Psychotherapie
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In der Medizin herrscht eher ein linear - kausales "wenn - dann" Modell vor: wenn ich diese oder jene Untersuchungen vornehme, dieses oder jenes Medikament verabreiche, dann weiß ich ziemlich genau, was passiert, beziehungsweise erwarte ich bestimmte messbare körperliche Reaktionen.
In der Psychotherapie ist dies anders: jeder Mensch hat eine individuelle Entwicklungsgeschichte, hat verschiedenes erlebt, völlig unterschiedliche Lernmöglichkeiten und Beziehungserfahrungen gehabt. Das heißt, ich kann nicht voraussagen, wie und worauf der/die PatientIn reagieren wird.

Psychotherapie beobachtet einen Prozess. Durch dessen Beobachtung werden Defizite aber auch Ressourcen eines Patienten deutlicher. Psychotherapie hat zu leiten, zu steuern, anzuregen, dass der Patient diese Erkenntnisse gewinnt und für seine persönliche Lösung einsetzt.
Ich kann diesen Prozess nicht puschen, nicht erzwingen, sondern fördern, begleiten, stützen, damit Erkenntnisse zum Beispiel um die Aufrechterhaltung eines Symptoms auch zu dessen Linderung oder Befreiung umgesetzt werden können.

Es gibt nicht "die" Psychotherapie, im Sinne einer Einheit, sondern recht unterschiedliche Strömungen: aufdeckend - tiefenpsychologisch, humanistisch - erlebnisorientiert, problem - verhaltensorientiert, systemisch - lösungsorientiert.

Die wichtigste Komponente für Psychotherapie ist aber die Motivation des Patienten, bzw. sein Leidensdruck. Das heißt, Grundlage für einen Behandlungserfolg bildet die Einsicht in die psychische Bedingtheit eines Leidens und die Bereitschaft, sich auf den psychotherapeutischen Prozeß einzulassen.

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